Willkommen

Der Auftritt des SARS-COV-2-Virus ändert den Gang der Welt und unterwirft alle Bereiche unserer Gesellschaft Transformationen, deren Dimension wir noch nicht abschätzen können. So auch in Wissenschaft und Forschung. Nach erstem Anschein erleben sie ja eine gesellschaftliche Aufwertung: Kaum je zuvor hatte ihr Wort so viel Gewicht, bemühte sich Politik auf der Suche nach Evidenzen so sehr um ihren Rat. Entsteht gerade ein neues Vertrauensverhältnis zwischen Wissenschaft, Politik und Gesellschaft? Oder trügt der Schein, und wir erleben gerade eher ein Beispiel für die Instrumentalisierung der Wissenschaft, indem die Politik in ihren Entscheidungen recht selektiv mit den ihr angebotenen Erkenntnissen aus der Forschung umgeht?

Spürbar werden in der Covid-Krise jedenfalls Veränderungen im Modus der Wissenschaft, deren Nachhaltigkeit noch ungewiss sind: in ihrer gesellschaftlichem Rolle, in ihrem Selbstverständnis, in ihrer nationalen und transnationalen Organisation, in der Forschungspraxis bis hin zum Arbeitsalltag ihrer Betreiberinnen und Betreibern. Wie werden sich Wissenschaft und Forschung in der uns für die Post-Covid-Ära angekündigten „neuen Normalität“ einrichten?

Was bedeutet die jetzt als prioritär erklärte Mission des Kampfs gegen das Virus für die anderen, im nächsten EU-Forschungsrahmenprogramm angedachten „Missionen“ und für das Prinzip der Missionsorientierung generell? Wird der Kampf um einen Impfstoff in Europa im nationalen Wettlauf oder in gemeinschaftlicher Anstrengung ausgetragen? Wird der außerordentliche Beschleunigungsdruck auf Veröffentlichungen im Wettlauf um Medikamente und Impfstoffe in der Publikations- und Evaluierungskultur insgesamt Folgen haben? Droht sich der Gender-Gap weiter zu weiten angesichts geballt auftretender männlicher virologischer Expertise in den Medien und traditioneller Lastenverteilung in der Forschungspraxis im Home-Office? Und schließlich: Welche Karten werden Wissenschaft und Forschung später, nach hoffentlich gelungener Eindämmung des Virus, aber angesichts explodierender Budgetdefizite im Verteilungskampf um Ressourcen dann noch haben?

Um darüber zu diskutieren lud der club research in seiner ersten Online-Version zum Zuschauen, Zuhören und Mitreden über Online-Chat ein.